Montag, 14. Mai 2012

Von der beklagten "Hetzerin" zur Heldin: Prof. Däbritz wird zur Lichtgestalt der Medizin

Wie auch immer die Staatsanwaltschaft sich den Prozess vorgestellt haben mag, sicher hat sie nicht damit gerechnet, dass sich der "weil-nicht-sein-kann-was-nicht-sein-darf"-Prozess gegen die Professorin Sabine Däbritz und ihren Lebensgefähren zu einem Debakel für die Anklage entwickeln würde.

Eine kleine Presseschau, bei der man langsam, aber sicher den Eindruck gewinnen kann, dass hier die falschen Personen auf der Anklageseite zu sitzen kommen:

http://www.wn.de/Muenster/Daebritz-Prozess-Gerichts-Sachverstaendiger-analysiert-Todesfaelle-Lebensgefaehrte-der-Herzchirurgin-entlaesst-Anwalt

Kein Kunstfehler

Einen offensichtlichen Kunstfehler habe es nach Ansicht von Prof. Karck jedoch nicht gegeben. Im Prozess sagte der Gutachter: „Auch wenn man sich noch so sehr bemüht, eine komplette und sorgfältige Blutstillung zu erreichen, es ist einfach so: Es gelingt nicht immer. Das ist unser berufliches Schicksal, mit dem wir umgehen müssen. Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz vor Nachblutungen.“
Tolle Logik, Herr "Gutachter"; mit dem gleichen Argument kann man eine KFZ-Werkstatt  aus jeder Haftung freisprechen, wenn sie mal eine Radschraube nicht festziehen und ein Rad verlorengeht, jede Fluggesellschaft ist fein raus, wenn es heisst, "es gibt keine hunderprozentigen Piloten-Kismet". Warum haben andere Zentren das Herz abgelehnt, wenn es doch so toll war, warum haben andere weit unter 30% Mortalität? Ist Medizin in Münster einfach Zufall oder Glückssache? Scheint, als ob Fachwissen massiv überbewertet wird, wenn eh alles nur "Schicksal" ist.

Auch dass das Spenderherz zuvor von der Herzklinik in Essen wegen auffälliger Hormonwerte abgelehnt worden sei, sei keine Schlamperei oder Nachlässigkeit. Die hohen Werte seien „kein K.o.-Kriterium für eine Transplantation“. Vielleicht war es einfach nur Gewinnstreben, Geldgier und die Notwendigkeit, wieder mal die Statistik mit einer weiteren Transplantation zu bedienen??

Herz-Modelle im Gerichtssaal

Prof. Dr. Däbritz hat das medizinische Gutachten von Prof. Karck in einer ersten Stellungnahe regelrecht zerrissen. Die Ausführungen, so erklärte sie in einem mehrminütigen, wissenschaftlichen Fachvortrag, widersprächen den Laborberichten. Insgesamt sollen vor der 8. Strafkammer des Landgerichts zwölf umstrittene Todesfälle nach Herzoperationen in der Uniklinik Münster beleuchtet werden. Quelle: http://www.stimberg-zeitung.de/nachrichten/region/muenster/Experte-Patiententod-war-schicksalhaft;art1331,744523

Mediencheck Kommentar: 


Was lernt der medizinische Laie daraus? Alles, was in der Medizin irgendwie schiefgeht, darf man als Arzt mit dem Label "schicksalshaft" abhaken und den nächsten Patienten verpfuschen - solange man getreu der Devise, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, kollegialiter begutachtet (wird). Da kommt nun eine aus den eigenen Reihen und wagt es, diesen üblichen Mantel des Schweigens zu lüften und Klartext zu reden: anstatt die Frau für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen, wird sie vom Staatsanwalt verfolgt, man geht sogar soweit, die "Täter" als Nebenkläger zuzulassen. Das ist der wahre Skandal an dieser Geschichte. Herr Staatsanwalt, das, was Sie hier als Wahrung von Bürgerrechten vertreten, ist nicht das, was das Volk empfindet als das, was man Rechtsempfinden oder Gerechtigkeit nennen könnte.


http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/Uniklinik-macht-Rueckzieher-im-Daebritz-Prozess;art993,1600085

http://www.onlinezeitung24.de/article/4490

http://www.tageblatt-online.de/aktuelles/top_thema_1/1831045_Staatsanwalt_entsetzt_ueber_Daebritz_Rueckzieher.html

Staatsanwalt „entsetzt“ über Däbritz´ Rückzieher

 Medien entsetzt über staatsanwaltliche Vorgehensweise im Fall Däbritz

Obwohl mittlerweile jedem Unterstufengymnasiasten ein Licht aufgegangen sein muss, was in der Münsterschen Klinik alles unter "schicksalshaft" abgebügelt wurde, bleibt der Staatsanwalt seiner (nach unserer Meinung) Prinzipienreiterei treu, um nicht einräumen zu müssen, dass er "das falsche Schwein" schlachten wollte. Hier geht es nicht mehr um Gerechtigkeit, denn ansonsten müsste ein Staatsanwalt sofortige neue Ermittlungen gegen die Uniklinik Münster einleiten, da im Däbritz-Prozess so viele Details ans Licht kamen, bei denen Menschen aufgrund von "angeblich schicksalshaften Vorgängen" starben, denen nie im Detail nachgegangen wurde, im Gegenteil, der Bock wurde zum Gärtner gemacht und jedes Verfahren bereits im Keim erstickt, weshalb das unselige Verfahren gegen die toughe Power-Chirurgin überhaupt erst möglich gemacht wurde.

Es wird Zeit, dass die Staatsanwaltschaft wirklich mal aktiv wird, und zwar, indem sie die Todesfälle intensiv aufarbeitet, in langwierigen, und detaillierten Gerichtsverfahren. Geld darf dafür keine Rolle spielen, wo institutionelle Handlungen in einem demokratischen Land kritisiert werden und der Kritiker seit Jahren juristischen Repressalien ausgesetzt wird, solche Prozesse vermutet man allenfalls in Bananenrepubliken, aber eigentlich nicht mitten in Deutschland. Ein Armutszeugnis für den Staatsanwalt ist der Däbritz-Prozess allemal, denn ohne die korrekte und pflichtbewusste Professorin wüsste die Öffentlichkeit nichts über tote Babies, angebliche EMAH-Spezialzentren, Herztransplantationen mit vorgeschädigten Organen etc.  

Julia Gottschick zeigt hier, dass sie doch schreiben kann:

 http://www.ivz-online.de/lokales/muensterland_artikel,-%E2%80%9ENicht-nach-den-Regeln-der-Kunst%E2%80%9C-_arid,47184.html

-Julia Gottschick- Erst eine falsche Diagnose, dann eine Operation, die nicht hätte sein müssen. Das Resultat: ein bis dato lebensfähiger Säugling, der wenig später starb. „Das war nicht nach den Regeln der Kunst,“ befand Prof. Gerhard Ziemer, Leiter der Klinik für angeborene Herzfehler bei Erwachsenen an der Universitätsklinik in Chicago und anerkannter Experte für Kinderherzchirurgie.
Als vom Landgericht Münster bestellter Sachverständiger analysierte der 58-Jährige gestern zwei Fälle von Säuglingstod am Uniklinikum Münster (UKM).

 

Allein, Ziemer konnte das Klinikum in diesen Fällen nicht entlasten. Der Operateur des herzkranken Säuglings habe, von der falschen Diagnose verleitet, einen ebensolchen Weg eingeschlagen: Er schnitt Muskelgewebe weg und schwächte das ohnehin schwache Herz noch weiter. Zudem habe der Eingriff drei Stunden gedauert – „zwei zu viel,“ wie der Experte betonte. Seiner Meinung nach hätte es gereicht, das Kind medikamentös zu stabilisieren.
Einmal indes auf die falsche Diagnose hin operiert, hätte der Chirurg zumindest auf das Vorgefundene reagieren und einen neuen Weg einschlagen müssen. Das hätte dem Säugling eine Überlebenschance von über 90 Prozent beschert. „Die Anatomie hat man im Kopf zu haben und nicht zwei Stunden dazustehen und drüber nachzudenken,“ wetterte Ziemer.

Herr Staatsanwalt, übernehmen Sie!

 

 



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