http://www.wn.de/Muensterland/Daebritz-Prozess-Gutachter-spricht-von-misslungener-OP-Baby-haette-ueberleben-koennen
Münster. „Da ist man in eine falsche
Richtung gegangen, es ist nicht optimal gelaufen“: Im Prozess gegen die
Herzchirurgin Prof. Sabine Däbritz und ihren Lebensgefährten vor dem
Landgericht Münster hat am Montag ein von der Kammer bestellter
Gutachter eine in der Herz-Thorax-Chirurgie des Uniklinikums Münster
(UKM) misslungene Operation analysiert. Zum einen sei bereits die
Diagnose des Patienten – eines 3,8 Kilogramm schweren Säuglings – eine
falsche gewesen. Daraus resultierend habe der Operateur einen falschen
Weg eingeschlagen, Muskelgewebe fälschlicherweise durchtrennt und so das
Herz zusätzlich geschwächt
Von Julia Gottschick
Zudem habe die Operation drei Stunden lang gedauert, „zwei Stunden
zuviel, man hätte das auch in 90 Minuten schaffen können“, befand der
Gutachter.
Das Kind sei „zwar mickrig gewesen, aber rosig“. Sprich:
Man hätte den Jungen medikamentös auf Herzschwäche behandeln und auf ein
höheres Gewicht hochpäppeln können. Auf die falsche Diagnose hin
operiert, hätte der Operateur schlicht auf das Vorgefundene reagieren
und einen anderen Weg einschlagen können. „So wäre die Ãœberlebenschance
bei über 90 Prozent gewesen“. Unterm Strich aber sei das Herz des Kindes
zu lange abgeklemmt gewesen, der Säugling überlebte die Behandlung
nicht.
„Sehe ich sowas nicht auch?“, wollte Richter Thomas
Mattonet von dem Facharzt für Herz- und Gefäßchirurgie und ausgewiesenen
Experten für angeborene Herzfehler wissen, der derzeit an der
Uni-Klinik in Chicago tätig ist. Der wählte seine Worte mit Bedacht: Als
erfahrener Chirurg müsse man für gewöhnlich „in der Lage sein, während
einer solche Op den primär eingeschlagenen Weg abzubrechen und einen
anderen zu nehmen“.
Der Fall des Kindes, das ein paar Tage nach
der Op verstarb, war seinerzeit Thema in anonymen Briefen gewesen. Diese
hatte der Lebensgefährte von Sabine Däbritz eigenen Angaben zufolge an
Angehörige verstorbener Patienten und an die Generalstaatsanwaltschaft
in Hamm verschickt. Allerdings sei in diesen Briefen der Zusammenhang
zwischen der Operation und dem Tod des Säuglings zu vereinfacht
dargestellt gewesen, wie sich der Staatsanwalt am Montag vom Gutachter
bestätigen ließ. Sabine Däbritz und ihr Lebensgefährte müssen sich
derzeit für eine Rufmord-Kampagne vor Gericht verantworten, mit der sie
dem UKM 2008 einen schweren Image-Schaden zugefügt haben sollen.
Mediencheck-Wahrheit:
Liebe Julia Gottschick,
Sie können mir als Kollegin schon fast leid tun, wenn Sie für Ihr Käseblättchen etwas schreiben sollen, dabei aber nur partout nichts berühren dürfen, was die klagewütige Nebenklägerin als Grund zu einer Millionenklage reizen könnte.
Es muss unheimlich schwer sein, einen Artikel so zu verfassen, dass er denjenigen, der eigentlich auf der Anklagebank sitzen sollte (nämlich der Verursacher eines oder mehrerer Todesfälle von Babies) nicht in schlechterem Licht dastehen lassen soll als es das vernichtende Urteil eines wie es scheint couragierten Gutachters ohnehin schon tut.
Sie haben versucht, trotz der nun nachgewiesenen Verantwortung am Tode eines herzkranken Babies, weiterhin diejenigen, die wegen angeblichen Rufmordes auf der Anklagebank sitzen, im Focus stehen zu lassen. Wie kann man als Journalist, den es eigentlich ja danach drängt, die WAHRHEIT zu schreiben, mit so einem Gemurkse leben? War es Ihnen nicht möglich, dass Sie Ihrer Chefredaktion hier entgegentreten und sagen: dann schreiben wir lieber gar nicht, als so einen unausgegorenen Murks?
Ich wünsche mir, dass Ihre Artikel in dieser Sache endlich einmal so geschrieben werden dürfen, wie es der Realität entspricht. Und ich wünsche mir, dass bald diejenigen zur Rechenschaft gezogen werden, die sich nicht scheuen, die Pressefreiheit mit Sinnlos-Klagen zu beschneiden, die die freie Meinungsäusserung in Deutschland selbst bei Zeugenaussagen mittels Klagen in Millionenhöhe zu beeinflussen trachten. Ich wünsche mir, dass der Journalismus über den institutionellen Sumpf siegen möge.
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